Medikamente gegen Alkoholsucht

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Aktualisiert am: 19.04.2023
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Medikamente gegen Alkoholsucht: alles Wichtige in 30 sec.

  • Viele Suchtkranke wünschen sich Tabletten, mit deren Hilfe sie einfach mit dem Trinken aufhören können.
  • Bisher verfügbare Medikamente werden jedoch lediglich therapieunterstützend eingesetzt.
  • Zugelassene Arzneimittel bei Alkoholabhängigkeit sind Acamprosat, Naltrexon und Nalmefen.
  • Die in der Nachsorge zugelassene Arzneimittel können unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen und besitzen nur eine begrenzte Wirksamkeit.
  • Laut Experten ist eine medikamentengestützte Entzugstherapie in den meisten Fällen immer der beste Weg aus der Alkoholsucht.
Inhalt

Gibt es Medikamente gegen Alkoholsucht?

Viele Alkoholiker haben Angst vor einem Entzug und der anschließenden Therapie. Ihnen wäre es lieber, sie könnten einfach eine Tablette nehmen, um mit dem Trinken aufzuhören. Wie bei so vielen psychischen Erkrankungen ist dies auch bei einer Alkoholabhängigkeit nicht möglich. Trotzdem gibt es Medikamente gegen Alkoholsucht, die eine Therapie unterstützen können.

Licht und Schatten: Sind medikamentöse Mittel gegen Alkoholsucht überhaupt hilfreich?

Menschen, die einen riskanten Alkoholkonsum pflegen oder bereits unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, können sich meist nicht allein aus den Fängen der Sucht befreien. Sie sind auf Hilfe von außen angewiesen. Ein professioneller Alkoholentzug mit anschließender Therapie benötigt allerdings Zeit. Der Wunsch, Tabletten gegen Alkoholsucht einzunehmen und die Krankheit dadurch schnell und ohne belastende Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen, ist also verständlich. Aus medizinischer Sicht werden Medikamente gegen Alkoholsucht deutlich kontroverser diskutiert.

Medikamente zur Behandlung von Begleitsymptomen beim klinischen Entzug

Laut der S3 Leitlinie zu Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbedingter Störungen werden Medikamente in erster Linie zur Behandlung von Entzugssymptomen empfohlen1. Bei der Alkohol-Entgiftung steht ihr zielführender Einsatz außer Frage. Benzodiazepine, Clomethiazol und Co. können nicht nur die Schwere der Entzugsbeschwerden abmildern, sondern mitunter sogar lebensrettend sein. Die Gabe der Medikamente erfolgt entsprechend eingebettet in ein kontrolliertes Behandlungssetting in einer Klinik.

Medikamentöse Therapie vor und nach einem Alkoholentzug mit sogenannten „Anti-Craving“ Medikamenten

Befürworter unterstützen die medikamentöse Therapie gegen die Alkoholabhängigkeit mit den folgenden Argumenten2:

  • Als zusätzliches Therapieangebot kann es Patienten unterstützen, bei denen andere Therapien gescheitert sind oder bei denen immer wieder zeitlich begrenzte Rückfälle auftreten.
  • Manche Alkoholabhängige haben noch Vorbehalte gegen stationäre Entzugsprogramme aus Angst vor Stigmatisierung. Diese Personen können durch eine einfach verfügbare medikamentöse Therapie erreicht werden.
  • Medikamente gegen Alkoholsucht können die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken.
  • Die biologische Komponente der Alkoholabhängigkeit (langfristige Wirkung von Alkohol auf Botenstoffe im Gehirn), kann durch die Gabe entsprechender Medikamente positiv beeinflusst werden, wodurch der Suchtdruck („Craving“) vermindert wird.

Argumente gegen eine medikamentöse Behandlung von Patienten mit Alkoholsucht

Viele Experten stehen medikamentösen Mitteln gegen Alkoholsucht kritisch gegenüber. Damit sind jedoch nicht die Medikamente gemeint, die im Rahmen einer Entzugsbehandlung zur Bekämpfung schwerer Entzugserscheinungen eingesetzt werden. Stattdessen geht es um Arzneimittel, die vor oder nach einer Therapie verordnet werden, um die Rückfallgefahr zu verringern oder die Trinkmenge zu reduzieren. Hier positionieren sich Mediziner mit den folgenden Argumenten3:

Pharmakotherapie wird überschätzt

Die Wirkung der Pharmakotherapie darf nicht überschätzt werden. Auch wenn es bisher nicht belegt werden konnte, besteht die Befürchtung, dass Patienten sich wegen der einfacheren Verfügbarkeit und Anwendung zuungunsten einer ggf. wirksameren Therapie (Entzug, Entwöhnung und Nachsorge) entscheiden.

Suchtassoziation: Medikamenteneinnahme statt Suchtmittelkonsum

Tabletten gegen Alkoholsucht unterstreichen die Vorstellung, dass ein oral eingenommener Wirkstoff zu einer Besserung des Gesundheits-/Gemütszustands führt – es könnten also süchtige Konzepte, Bewältigungsstrategien und Verhaltensgewohnheiten unterstützt werden.

Welche Medikamente gegen Alkoholabhängigkeit gibt es?

Alkohol ist ein Rauschmittel, das im zentralen Nervensystem des Menschen wirkt. Entsprechend sollten die Wirkstoffe, die zur Alkoholentwöhnung eingesetzt werden, ebenfalls die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn des Menschen aktiv sein können. Insgesamt ist die Studienlage zu manchen Wirkstoffen (z. B. Acamprosat), die zur Unterstützung der Abstinenz in Frage kommen, nicht immer eindeutig – viele Studien kommen teils zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Zudem sind manche Arzneimittel, für die in anderen Ländern eine hohe Wirksamkeit postuliert wird, in Deutschland gar nicht zugelassen. Deshalb werden an dieser Stelle ausschließlich die Mittel gegen Alkoholismus beschrieben, die hierzulande zugelassen sind und auch tatsächlich eingesetzt werden können.

Acamprosat

Acamprosat ist ein Wirkstoff, dessen Mechanismus bis heute noch nicht vollständig geklärt ist4. Die Substanz verringert das Verlangen, Alkohol zu trinken. Dadurch soll die Abstinenzfähigkeit der Patienten gestärkt werden. Weil Acamprosat vom Körper nur schlecht aufgenommen wird, muss die Einnahme dreimal am Tag erfolgen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehört Durchfall.

Naltrexon

Naltrexon gehört in die Gruppe der Opioidantagonisten und beeinflusst, wie Alkohol auf den Patienten wirkt. Der Wirkstoff kann das Alkoholkonsum-Verlangen dämpfen, gleichzeitig aber auch sedierende sowie stimulierende Wirkmechanismen ausbremsen. Studien haben gezeigt, dass Naltrexon vor allem dabei unterstützt, schweres Trinken und einen Rückfall zu vermeiden. Zwar scheint Naltrexon eine etwas größere Wirksamkeit gegen den Alkoholgenuss-Drang (Suchtdruck, „Craving“) zu haben als Acamprosat, dafür sind aber auch die Nebenwirkungen zahlreicher. Bei der Behandlung können unter anderem Schläfrigkeit und Benommenheit sowie Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Nalmefen

Nalmefen ist ebenfalls ein Opioidantagonist, der allerdings ausschließlich zur Trinkmengenreduktion zugelassen ist. Der Wirkstoff soll den Patienten also dabei helfen, die Menge an Alkohol, die sie trinken, selbstständig zu reduzieren. Die Gabe des Arzneimittels ist in Deutschland an Bedingungen geknüpft und dient in erster Linie zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz.

Disulfiram

Disulfiram war lange als Medikament gegen Alkoholismus zugelassen, hat seine Zulassung mittlerweile jedoch verloren. Dies jedoch nicht aufgrund fehlender Wirksamkeit oder gefährlicher Nebenwirkungen, sondern wegen einer zu geringen Nachfrage.

Disulfiram ist ein Arzneistoff, der gewissermaßen eine Unverträglichkeit gegenüber Alkohol hervorruft. Wenn Patienten das Medikament einnehmen und Alkohol trinken, entwickeln sie unangenehme und zum Teil gefährliche Symptome wie Übelkeit, Herzrasen oder Kopfschmerzen. Die Sorge vor diesen Beschwerden soll Alkoholiker davon abhalten, rückfällig zu werden. Eine Gefahr besteht jedoch darin, dass die Unverträglichkeitsreaktionen mitunter sehr belastend und sogar lebensgefährlich sein können.

Baclofen

Baclofen ist ein Wirkstoff, der normalerweise nicht zur Behandlung einer Abhängigkeit von Alkohol, sondern bei muskulärer Spastik oder Multipler Sklerose zum Einsatz kommt. Zur Behandlung von Alkoholismus ist er nicht zugelassen und die aktuelle Datenlage widerspricht einer Wirksamkeit von Baclofen – auch bei Hochdosisgabe. Unumstritten ist die Tatsache, dass Baclofen bei Alkoholikern schwere Nebenwirkungen auslösen kann. Unter Umständen ist sogar eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich.

Gibt es Tabletten gegen Alkoholsucht? Weitere Forschungen stehen aus!

Alkohol führt bei Suchtkranken nicht nur zu schweren persönlichen Schäden, sondern belastet auch das Gesundheitssystem schwer. Deshalb wird weiter intensiv an Arzneistoffen geforscht, mit denen sich der Alkoholkonsum reduzieren bzw. die Wirkung von Alkohol blockieren lässt.

  • Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert aktuell ein Projekt, bei dem die Wirkung von Oxytocin, ein körpereigenes Hormon, auf den Alkoholkonsum bzw. die Rückfallquote bei einer Alkoholabhängigkeit untersucht wird5.
  • Auch Halluzinogene gelten als Substanzen, die im Rahmen einer Therapie dabei helfen können, das Trinken von Alkohol zu reduzieren6.
  • Ketamin wiederum ist eine Substanz, die bei der Anlegung neuer Denkmuster unterstützen und dadurch Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit in der Psychotherapie stärken kann7.

Die Erforschung neuer Medikamente ist langwierig, weshalb Suchtkranke sich nicht darauf verlassen sollten, dass sie schon bald von ihrer Wirkung profitieren können. Zudem werden sie stets nur als Ergänzung zu einer Therapie empfohlen. Diese ist bislang noch immer das sicherste und vielversprechendste Mittel zur Behandlung einer Alkoholabhängigkeit.

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  • ein langjährig bewährtes und zertifiziertes Therapiekonzept
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Person steigt eine Treppe herauf und hält eine Fahne in der Hand. Auf einem Schild steht JA zum suchtfreien Leben.






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    Informationen aus der Presse Alkoholentzug

    „Erfolgreiche Suchttherapie durch Behandlung der psychischen Grunderkrankung“ – Gesundheitsbote NRW

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    „Bestmöglich den Weg aus der Sucht schaffen“ – Veröffentlichung zum Thema „Frauengesundheit“ als Beilage zur Welt, Juni 2019

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    „Beim Verzicht zählt jeder Tag“ – Focus Online, Januar 2019

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    „Entgiften Sie Ihren Körper: Schluss mit Alkohol, Zigaretten & Co.“ – Gesundes Bayern, November 2018

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    „Wie Stars mit der Betty-Ford-Methode von Drogen loskommen“ – Focus, August 2018

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    „Wo die Promis ihre Süchte bekämpfen: So verläuft die Therapie in der Betty Ford Klinik“ – Stern, August 2018

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    „My Way Betty Ford Klinik setzt auf Diskretion“ – infranken.de, Juli 2013

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    „Suchtklinik für Manager“ – Deutschlandradio, November 2006

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    „Agenda: Trinker in Nadelstreifen“ – Financial Times Deutschland, November 2006

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    Fachlich geprüft

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    Quellenangaben

    Quellenliste

    1 Kiefer, Hoffmann, Petersen, Batra (Hrsg.) “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”, Springer Verlag, Heidelberg, 2. Auflage 2022, Die Leitlinie ist auch online verfügbar bei der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

    2 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Medikamente zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit – Stellungnahme der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.“, S. 2, https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/dhs-stellungnahmen/DHS_Stellungnahme_Medikamente_zur_Behandlung_der_Alkoholabhaengigkeit.pdf (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

    3 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Medikamente zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit – Stellungnahme der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.“, S. 2, https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/dhs-stellungnahmen/DHS_Stellungnahme_Medikamente_zur_Behandlung_der_Alkoholabhaengigkeit.pdf (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

    4 Soyka, Michael et al. „Pharmakotherapie der Alkoholentwöhnung: Update und neue Entwicklungen“, In: Nervenarzt. 2021; 92(1): 57–65., Published online 2020 Jul 21. German. doi: 10.1007/s00115-020-00954-5, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7808982/ (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

    5 Bundesministerium für Bildung und Forschung „Target-OXY – Auf dem Weg zu einer zielgerichteten Behandlung der Alkoholsucht mit Oxytocin“, https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/target-oxy-auf-dem-weg-zu-einer-zielgerichteten-behandlung-der-alkoholsucht-mit-oxytocin-9291.php (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

    6 aerzteblatt.de „Alkoholabhängigkeit: Halluzinogen Psilocybin verbessert Ergebnisse der Psychotherapie“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/136905/Alkoholabhaengigkeit-Halluzinogen-Psilocybin-verbessert-Ergebnisse-der-Psychotherapie (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

    7 aerzteblatt.de „Ketamin hilft Alkoholikern bei der Abstinenz“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130809/Ketamin-hilft-Alkoholikern-bei-der-Abstinenz (Datum des Zugriffs: 22.09.2022)

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