Welche Medikamente gegen Alkoholabhängigkeit gibt es?
Alkohol ist ein Rauschmittel, das im zentralen Nervensystem des Menschen wirkt. Entsprechend sollten die Wirkstoffe, die zur Alkoholentwöhnung eingesetzt werden, ebenfalls die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn des Menschen aktiv sein können. Insgesamt ist die Studienlage zu manchen Wirkstoffen (z. B. Acamprosat), die zur Unterstützung der Abstinenz in Frage kommen, nicht immer eindeutig – viele Studien kommen teils zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Zudem sind manche Arzneimittel, für die in anderen Ländern eine hohe Wirksamkeit postuliert wird, in Deutschland gar nicht zugelassen. Deshalb werden an dieser Stelle ausschließlich die Mittel gegen Alkoholismus beschrieben, die hierzulande zugelassen sind und auch tatsächlich eingesetzt werden können.
Acamprosat
Acamprosat ist ein Wirkstoff, dessen Mechanismus bis heute noch nicht vollständig geklärt ist4. Die Substanz verringert das Verlangen, Alkohol zu trinken. Dadurch soll die Abstinenzfähigkeit der Patienten gestärkt werden. Weil Acamprosat vom Körper nur schlecht aufgenommen wird, muss die Einnahme dreimal am Tag erfolgen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehört Durchfall.
Naltrexon
Naltrexon gehört in die Gruppe der Opioidantagonisten und beeinflusst, wie Alkohol auf den Patienten wirkt. Der Wirkstoff kann das Alkoholkonsum-Verlangen dämpfen, gleichzeitig aber auch sedierende sowie stimulierende Wirkmechanismen ausbremsen. Studien haben gezeigt, dass Naltrexon vor allem dabei unterstützt, schweres Trinken und einen Rückfall zu vermeiden. Zwar scheint Naltrexon eine etwas größere Wirksamkeit gegen den Alkoholgenuss-Drang (Suchtdruck, „Craving“) zu haben als Acamprosat, dafür sind aber auch die Nebenwirkungen zahlreicher. Bei der Behandlung können unter anderem Schläfrigkeit und Benommenheit sowie Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Nalmefen
Nalmefen ist ebenfalls ein Opioidantagonist, der allerdings ausschließlich zur Trinkmengenreduktion zugelassen ist. Der Wirkstoff soll den Patienten also dabei helfen, die Menge an Alkohol, die sie trinken, selbstständig zu reduzieren. Die Gabe des Arzneimittels ist in Deutschland an Bedingungen geknüpft und dient in erster Linie zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz.
Disulfiram
Disulfiram war lange als Medikament gegen Alkoholismus zugelassen, hat seine Zulassung mittlerweile jedoch verloren. Dies jedoch nicht aufgrund fehlender Wirksamkeit oder gefährlicher Nebenwirkungen, sondern wegen einer zu geringen Nachfrage.
Disulfiram ist ein Arzneistoff, der gewissermaßen eine Unverträglichkeit gegenüber Alkohol hervorruft. Wenn Patienten das Medikament einnehmen und Alkohol trinken, entwickeln sie unangenehme und zum Teil gefährliche Symptome wie Übelkeit, Herzrasen oder Kopfschmerzen. Die Sorge vor diesen Beschwerden soll Alkoholiker davon abhalten, rückfällig zu werden. Eine Gefahr besteht jedoch darin, dass die Unverträglichkeitsreaktionen mitunter sehr belastend und sogar lebensgefährlich sein können.
Baclofen
Baclofen ist ein Wirkstoff, der normalerweise nicht zur Behandlung einer Abhängigkeit von Alkohol, sondern bei muskulärer Spastik oder Multipler Sklerose zum Einsatz kommt. Zur Behandlung von Alkoholismus ist er nicht zugelassen und die aktuelle Datenlage widerspricht einer Wirksamkeit von Baclofen – auch bei Hochdosisgabe. Unumstritten ist die Tatsache, dass Baclofen bei Alkoholikern schwere Nebenwirkungen auslösen kann. Unter Umständen ist sogar eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich.