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AD(H)S und Sucht

Die Besonderheiten in der Behandlung der Komorbidität ADHS

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Frau Dr. Vanessa Graßnickel – Die Aufmerksamkeitsdefizit/-Hyperaktivitäts-Störung (kurz ADHS) ist eine der häufigen neuro-psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Sie stellt eine hohe Belastung für die Betroffenen und ihr näheres soziales Umfeld dar. Auch wenn die Erkrankten früh durch ihre ADHS auffällig werden, wird die Erkrankung nicht immer richtig diagnostiziert. Oftmals wird sie durch Begleiterkrankungen überdeckt und infolgedessen weder therapeutisch noch medikamentös adäquat behandelt. Gerade bei diesen jungen Betroffenen ist das stark erhöhte Risiko einer späteren Suchterkrankung auffällig. In der My Way Betty Ford Klinik begegnen uns immer wieder Patienten mit einer nicht diagnostizierten ADHS. Diesen Personen wären mit frühzeitigen Diagnosen und individuellen Behandlungen viele Belastungen erspart geblieben. Aus diesem Grund möchten wir im folgenden Fachartikel darauf eingehen, was die ADHS als Krankheit ausmacht, welche Chancen eine frühe Behandlung von Kindheit an bietet und welche Besonderheiten im Zusammenhang mit einer Suchterkrankung zu beachten sind.

Die ADHS belastet die Betroffenen von Geburt an und bleibt ein Leben lang.

Die ADHS ist seit 1965 von der WHO als Krankheit anerkannt. Sie gilt als neuro-psychiatrische Störung, die letztlich eine Störung von Teilen der Gehirnentwicklung abbildet. Einfach gesagt, sorgt die Erkrankung für eine zu kurze Aufenthaltszeit von Botenstoffen zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Die ADHS führt in vielen Fällen zu starken psychischen Belastungen, schweren Begleiterkrankungen sowie zu einem sehr hohen Leidensdruck. Die Erkrankung belastet die Betroffenen häufig von früher Kindheit an und bleibt schließlich ein Leben lang existent. Hauptursächlich ist die Genetik der Eltern. Diese bestimmt etwa 2/3 der Krankheit. Das restliche Drittel wird durch Gen-Umwelt-Interaktionen geprägt. Wichtig dabei ist zu verstehen, dass die Umwelt-Einflüsse nicht die Ursache der ADHS sind, diese den Krankheitsverlauf aber signifikant beeinflussen.

Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Selbstunsicherheit, Hyperaktivität, innere Unruhe, fehlende Konzentration und das ständige abgelenkt-sein sind die typischen Symptome einer ADHS.

Die Hauptmerkmale der ADHS sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und ein hohes Maß an Selbstunsicherheit. Bei Kindern gehört zusätzlich die Hyperaktivität und bei Erwachsenen die fehlende Fähigkeit der Organisation sowie eine innere Unruhe zu den Kernsymptomen der Krankheit. Die Unaufmerksamkeit zeigt sich durch fehlende Konzentration und dem ständigen ‘abgelenkt-sein’. Die Impulsivität entsteht durch die fehlende Emotionsregulation und äußert sich durch unangepasste oder übertriebene Reaktionen auf alltäglich Umstände. Die Selbstunsicherheit resultiert aus dem Gespür und den Rückmeldungen Dritter für das ‘anders-sein’. Die Hyperaktivität kennen viele als ‘Zappelphilipp-Syndrom’, da die betroffenen Kinder und jungen Erwachsenen von einem unermüdlichen Bewegungsdrang geplagt werden. Im Erwachsenenalter lässt die Hyperaktivität häufig nach und zeigt sich eher als eine innere oder motorische Unruhe, bei der das Sitzenbleiben im Theater oder das lange Lesen eines Buches nicht oder nur sehr schwer möglich ist.

Die ADHS fällt bei Mädchen durch die geschlechtstypische Akzeptanz der Symptome weniger schnell auf.

Laut einer RKI-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) haben weltweit circa 5 Prozent der Menschen im Alter von 3 bis 17 Jahren eine ADHS-Diagnose. In Deutschland leiden 0,2 Prozent der Erwachsenen und 3,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen daran. Die starke Abweichung der ADHS-Diagnosen im Altersverlauf kann unter anderem auf die fehlende Aufklärung im Gesundheitssystem der elterlichen Generationen zurückgeführt werden. Eine weitere Diskrepanz zeigt sich bei den Kindern und Jugendlichen. Hier werden Jungs, trotz gleicher Verteilung, etwa viermal häufiger diagnostiziert als Mädchen. Grund dafür ist, dass Jungs häufiger durch Hyperaktivität oder aggressives Verhalten auffallen, während Mädchen in vielen Fällen unentwegt reden, innerlich unruhig sind oder von Gefühlsschwankungen, Vergesslichkeit und geistiger Abwesenheit geplagt werden. Diese Ausprägungen fallen bei jungen Mädchen weniger auf und sind geschlechtstypisch eher akzeptiert. Des Weiteren entwickeln betroffene Mädchen ohne ADHS-Diagnose und Behandlung oftmals weitere Erkrankungen wie Ess-, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen. Dabei besteht die Gefahr, dass die ADHS-Erkrankung überdeckt wird, was die Diagnose und damit auch die notwendige Behandlung zusätzlich erschwert. Erfolgt in diesen Fällen trotz der ADHS-Erkrankung keine Diagnose, sprechen Ärzte von einer ‘Hidden Disorder’, also einer versteckten Störung. Sehr problematisch wird es, wenn die zusätzlich entstandene Erkrankung als Haupterkrankung diagnostiziert wird. Die ADHS bleibt dann häufig über einen noch längeren Zeitraum unbemerkt und sorgt für große Belastungen und ein schlechteres, gar frustranes (vergebliches) Behandlungsergebnis.

Eine frühe Diagnose, sowie Behandlung und Therapie in der Kindheit sind essenziell für einen positiven Krankheitsverlauf der ADHS.

Um die Belastungen durch die Symptome zu lindern, ist eine frühe Psychoedukation (Vermittlung von wissenschaftlich fundiertem Wissen) der Eltern und Betroffenen, sowie ggf. eine entsprechende Medikation und therapeutische Behandlung essenziell. Die schwächere Symptomatik führt dann zu einem sozial-gesellschaftlich akzeptierten Verhalten, welches die Betroffenen und ihr näheres Umfeld enorm entlastet. Diese Entlastung führt dann wiederum zu weniger negativen Erfahrungen, weniger Selbstwertinstabilität und insgesamt zu geringeren psychischen Belastungen bei den ADHS-Erkrankten. Begleiterkrankungen – auch Komorbiditäten genannt – entstehen seltener und das berufliche und soziale Leben gelingt. Aber nicht nur die Medikation und Therapie entscheiden über den Krankheitsverlauf. Äußere Einflüsse, wie ein angepasster Erziehungsstil sowie ein sensibilisiertes soziales Umfeld reduzieren den Leidensdruck der Betroffenen. ADHS-Erkrankte Kinder benötigen beispielsweise ganz besonders eine familiäre Stabilität, genug Platz zum Austoben, klar nachvollziehbare Regeln und Verbote sowie einen strukturierten Tagesablauf. Sind die Umstände optimal, bleiben die Symptome zwar präsent, sind aber weniger stark ausgeprägt und damit relativ gut handhabbar. Dieser Fall tritt allerdings häufig nur bei einer leichten bis mittelschweren Erkrankung ein. Im Worstcase leiden die Betroffenen an einer schweren Erkrankung, ohne Diagnose und Behandlung. Dann entstehen starke Symptome, ausgeprägte Begleiterkrankungen und ein allgegenwärtiger Leidensdruck. Die ADHS ist eine Erkrankung mit individueller Symptomatik und Ausprägung. Die Schwere, der Krankheitsverlauf sowie die Komorbiditäten unterscheiden sich dabei von Person zu Person und müssen individuell diagnostiziert und behandelt werden.

Die Suchtmittelabhängigkeit ist eine der häufigsten und gefährlichsten Begleiterkrankungen der ADHS. Die Behandlung in der Kindheit senkt das Risiko von Suchtmitteln abhängig zu werden um bis zu 1/3.

Liegt eine solche Behandlung zu Grunde, können nicht nur die Belastungen durch die ADHS-immanenten (innewohnenden) Symptome gemildert, sondern auch mögliche Begleiterkrankungen, wie das Risiko einer Suchtmittelabhängigkeit reduziert werden. Bei etwa 45-65 Prozent der Personen mit ADHS tritt eine solche Abhängigkeit als Begleiterkrankung mindestens einmal im Leben auf. Durch eine optimale und frühe Medikation kann das Risiko daran zu erkranken um bis zu 1/3 gesenkt werden. Zu den häufigsten Komorbiditäten der ADHS gehören Angststörungen, unipolare Depressionen sowie Bipolare Störungen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS), Ess-Störungen und die bereits erwähnten Suchterkrankungen. Wobei gerade von Suchterkrankungen eine hohe Gefahr für die körperliche und geistige Gesundheit ausgeht. Laut Schätzungen haben Erwachsene mit einer ADHS-Diagnose ein viermal höheres Risiko eine Suchterkrankung zu erleiden als Gesunde. Viele fangen früher an Suchtmittel zu konsumieren und können ihren Konsum schlechter kontrollieren. Ein Grund für dieses Verhalten ist das sehr stark ausgeprägte ‘Sensation Seeking’, welches den impulsartigen Drang nach neuen extremen Erlebnissen beschreibt. ADHS-Erkrankte verlieren die Fähigkeit vorausschauend zu handeln und blenden mögliche Risiken komplett aus. Häufig äußert sich das ‘Sensation Seeking’ in waghalsigen Aktionen oder eben auch im übermäßigen Suchtmittel-konsum. Andere ADHS-Betroffene nutzen den Drogen- und Alkoholkonsum als vergebliche Selbstmedikation. Die Suchtmittel sorgen dabei für eine kurzfristige Linderung der Symptome. So erleben Betroffene beispielweise, dass ihnen Alkohol und Cannabis gegen die innere Unruhe hilft. Im Allgemeinen empfinden ADHS-Erkrankte die Wirkung von sogenannten ‘Uppern’ anders als gesunde Menschen. Kokain sorgt bei Betroffenen zum Beispiel für eine Phase des fokussierten Denkens oder des ‘normal-Fühlens’. Das sonst als eher typisch beschriebene intensive Gefühl der Euphorie, Enthemmung oder Luststeigerung bleibt weitgehend aus. So wird aus dem Suchtmittel schnell eine Art ‘notwendiges Medikament’, welches der Erkrankte konsumiert, um am Leben normal teilnehmen zu können. Dabei werden die hohen gesundheitlichen Folgen der Suchtmittel an sich und die sehr schädlichen, beigemengten Streckmittel ignoriert. Hierbei kann eine ADHS-Diagnose dem Betroffenen entscheidend helfen. Dieser erkennt dadurch nicht nur, dass seine Abhängigkeitserkrankung aus einer fehlenden Behandlung und Regulierung seiner ADHS resultieren könnte, sondern auch, dass sich durch den Einsatz indizierter, zugelassener Medikamente das Ausmaß möglicher körperlicher und psychischer Folgen verringern ließe.

In der Suchttherapie Betroffener liegt der Fokus primär auf der Behandlung der ADHS als Ursache der Sucht.

Die Suchttherapie ADHS-Erkrankte weist einige Besonderheiten gegenüber der regulären Behandlung auf. Das Entgiftungsprozedere ist bei allen Patienten ähnlich. Zunächst wird das Suchtmittel ausschleichend abgesetzt. Hat sich der Patient körperlich und psychisch stabilisiert, kann die ADHS-Diagnostik und gegebenenfalls dann die entsprechend auszuwählende Medikation verabreicht werden. Ist die ADHS-Diagnose schon manifest erhoben, kann die Behandlung mit den zugelassenen Medikamenten auf amphetaminhaltiger Basis behutsam und unter strengen Kautelen (Sicherheitsvorkehrungen) erfolgen. Hierbei ist es essenziell, dass bei dem Patienten keine Kontraindikationen mit anderen Krankheiten oder Medikamenten vorliegt. Ist die Substanz-Abhängigkeit bei diagnostizierter ADHS schwer zu regulieren, kann zur Behandlung auf andere Präparate ohne Abhängigkeitsrisiko ausgewichen werden. Dabei kommen häufig Antidepressiva mit dopaminerger und noradrenerger Komponente zum Einsatz. Diese Medikamente weisen kein Missbrauchspotenzial auf, da sie erst bei einer Einnahme über einen längeren Zeitraum zum gewünschten Effekt führen. In der Suchttherapie ADHS-Betroffener liegt der Fokus primär auf der Behandlung der ADHS. Hierbei werden die besten Ergebnisse durch viele eng getaktete Therapiesitzungen erzielt. Dabei kann sich der Betroffene weiter stabilisieren und den Umgang mit der ADHS sowie der Abhängigkeit als Begleiterkrankung lernen. Durch die intensive therapeutische Begleitung wird der Leidensdruck, das Rückfallrisiko, sowie das Auftreten weiterer Begleiterkrankungen deutlich reduziert.

 

Fachartikel der My Way Betty Ford Klinik® im Staatsbad Bad Brückenau, Entzugsklinik und Suchtklinik für Privatpatienten & Selbstzahler in Zusammenarbeit mit der leitenden Chefärztin Frau Dr. Vanessa Graßnickel, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Suchtmedizin

 

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