Alkohol und Dopamin

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Aktualisiert am: 10.03.2023
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Alkohol Dopamin: alles Wichtige in 30 sec.

  • Dopamin ist ein wichtiger Bestandteil des internen menschlichen Belohnungssystems.
  • Durch den Genuss von Alkohol wird die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn erhöht.
  • Der Botenstoff ist verantwortlich dafür, dass abhängiges Verhalten aufrechterhalten wird und löst das Suchtverlangen aus.
  • Ein Absinken des Dopamin-Spiegels beim Entzug führt zu Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit.
  • Dopamin hat entscheidenden Einfluss auf das Rückfallrisiko nach einem Alkoholentzug.
Inhalt

Alkohol und Dopamin – ein Wechselspiel der Gefühle

Dopamin kennen die meisten von uns als sogenanntes „Glückshormon“. Vermutlich denken wir deshalb, dass wir von diesem Neurotransmitter gar nicht genug bekommen können. Das ist jedoch nicht immer so: Ein chronisch hoher Alkoholkonsum überstimuliert das dopaminerge System – das sorgt zwar kurzfristig für positive Gefühle, kann langfristig aber gravierende Schwierigkeiten herbeiführen. Der folgende Beitrag informiert darüber, wie Alkohol und Dopamin sich gegenseitig bedingen und welche Folgen sich daraus für Suchtkranke ergeben.

Was ist Dopamin?

Dopamin ist ein Neurotransmitter bzw. Botenstoff des zentralen Nervensystems. Er besitzt eine erregende Wirkung, die beispielsweise eine Steigerung von Motivation und Antrieb nach sich ziehen kann. Durch den Einfluss von Alkohol kommt es zu einer Wirkungsverstärkung von Dopamin sowie einer Störung des Dopaminspiegels. Deshalb fühlen sich Suchtkranke, die ihren Alkoholismus beenden wollen, in der Entzugsphase oft antriebslos, traurig und unmotiviert.

Wie hängen Alkohol und Dopamin zusammen?

Dopamin bzw. das dopaminerge System ist ein wichtiger Bestandteil des inhärenten menschlichen Belohnungssystems. Dieses sichert uns bereits seit tausenden von Jahren das Überleben: Auf bestimmte Reize reagiert unser zentrales Nervensystem durch die Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmitter). Diese wiederum sorgen dafür, dass wir uns glücklich und motiviert oder aber traurig und ängstlich fühlen. Dopamin ist einer dieser Botenstoffe – ein Signalstoff, der den Alkoholkonsum als „positiv“ und belohnend in unserem Gedächtnis markiert und damit die Motivation weckt, das Trinkereignis zu wiederholen. Alkohol wiederum ist eine psychoaktive Substanz, die auf das dopaminerge System, das körpereigene Opioidsystem und das Serotoninsystem einwirkt und die Ausschüttung dieser Botenstoffe verstärkt. Dadurch fühlt man sich nach dem Konsum von Alkohol leistungsstärker, gut gelaunt und ist motiviert, bei nächster Gelegenheit wieder zu trinken.

Alkoholinduzierte Dopaminausschüttung fördert Ausbildung von Alkoholsucht

Das Gehirn merkt sich den positiven Effekt, der mit dem Alkoholkonsum verbunden war und möchte dieses Stimmungshoch nach Möglichkeit am besten sofort wieder herbeiführen. Dadurch entsteht das sogenannte Suchtverlangen oder Craving – der Wunsch, die rauscherzeugende Substanz erneut zu konsumieren. Langfristig ergibt sich hieraus eine weitere Schwierigkeit: Je häufiger alkoholische Getränke konsumiert werden, umso sensibler wird das dopaminerge System. Infolgedessen wird das Verlangen nach dem Rauschmittel immer stärker, während die Kontrolle über den Konsum zunehmend schwindet1.

Veränderter Dopamin-Spiegel sorgt für Rückfallrisiko

Die Effekte, die der langjährige Alkoholkonsum auf den Dopamin-Spiegel im Gehirn hat, können nicht nur dazu führen, dass sich eine Alkoholsucht ausbildet – sie kann auch abstinenzwillige Alkoholiker zu einem Rückfall verleiten. Das hat die Wissenschaftlerin Dr. Natalie Hirth gemeinsam mit Kollegen herausgefunden.

Dr. Hirth untersuchte sowohl Hirnproben von verstorbenen Alkoholikern als auch von Menschen, die ihr Leben lang gar keinen oder nur sehr wenig Alkohol konsumiert hatten. Das Ergebnis: Bestimmte Areale im Gehirn, welche über die Verhaltenskontrolle entscheiden, wiesen bei Alkoholikern eine größere Dopamin-Konzentration auf. Das bedeutet: Die Verhaltenskontrolle kann bei Menschen mit einer Alkoholsucht nachhaltig verringert sein2. Diese Ergebnisse konnten in Versuchen mit Ratten zusätzlich gestützt werden.

Wie stark ist der Einfluss von Alkohol auf Dopamin?

Wer über längere Zeit hinweg größere Mengen Alkohol trinkt, gerät mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später in eine psychische und körperliche Abhängigkeit. Hierin unterscheidet sich Alkohol nicht von anderen Drogen wie etwa Heroin oder Kokain. Auch diese wirken massiv auf das dopaminerge System des Menschen.

Wirkung von Alkohol vs. Wirkung von Drogen

Die alkoholinduzierten Effekte sind weitaus kleiner als die Einflüsse von anderen Drogen. Deshalb macht ein kontinuierlicher Alkoholkonsum in den meisten Fällen erst nach Jahren abhängig, wohingegen bei Heroin, Koks und Co. manchmal sogar ein einmaliger Konsum genügt.

Strukturelle Veränderungen im Gehirn

Unter chronischem Alkoholeinfluss kommt es zu einer Veränderung der Zellzwischenräume im Gehirn. Dadurch kann sich der Botenstoff im zentralen Nervensystem besser verteilen und bereits in geringerer Konzentration sehr wirksam sein. Dies haben Forschende der Universität Miguel Hernández herausgefunden.3

Wie wirkt sich ein Alkoholentzug auf die Dopaminausschüttung aus?

Wenn Menschen Alkohol trinken, wird die Produktion des Neurotransmitters Dopamin angekurbelt. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig, gewöhnt sich der Konsument ebenso wie sein Gehirn an diesen Effekt. Die Folge: Das zentrale Nervensystem fährt die Eigenproduktion des Botenstoffs herunter bzw. hebt die Konzentrationsschwelle, ab der Dopamin zu den gewünschten Glücksgefühlen führt.

Dopaminspiegel bleibt zunächst niedrig

Entscheidet sich ein Suchtkranker dazu, keinen Alkohol mehr zu trinken, sinkt der Dopamin-Spiegel schnell ab und verbleibt auf diesem Niedriglevel. Denn das Gehirn ist noch nicht wieder daran gewöhnt, die Dopamin-Werte wieder eigenständig anzuheben. Zudem müsste für ein ganzheitliches Wohlbefinden eine enorme Dopamin-Menge produziert werden, da das Gehirn auf eine Überkonzentration eingestellt ist.

Stimmungsverschlechterung bei Dopaminmangel

Aufgrund dessen führt die Kombination aus Dopamin und Alkohol beim Entgiften zunächst zu einer intensiven Stimmungsverschlechterung. Betroffene fühlen sich schlapp, dysphorisch und antriebslos. Umso wichtiger ist es, einen Entzug in einem stabilisierenden Setting durchzuführen. Bei einem ärztlich begleiteten Entzug in einer Klinik bekommen Patienten viele Möglichkeiten an die Hand, um das „Loch“ nach der Entgiftung zu überwinden. Darüber hinaus lernen sie, positive Gefühle auch abseits von Bier, Schnaps oder einem Glas Wein zu erleben.

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    Quellenangaben

    Quellenliste

    1 Mann, Karl et al. „Serie – Alkoholismus: Neurobiologie der Alkoholabhängigkeit“, In: Dtsch Arztebl 2001; 98(36): A-2279 / B-1967 / C-1832, https://www.aerzteblatt.de/archiv/28498/Serie-Alkoholismus-Neurobiologie-der-Alkoholabhaengigkeit (Datum des Zugriffs: 28.06.2022)

    2 Wolff, Sigrid „Abstinenzphasen bei Alkoholabhängigen führen zu mehr Dopamin im Gehirn“, Zentralinstut für Seelische Gesundheit, Mannheim, https://idw-online.de/de/news647026 (Datum des Zugriffs: (28.06.2022)

    3 Bild der Wissenschaft „Alkohol verändert Zellzwischenräume im Gehirn“, 30. Juni 2020, https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/alkohol-veraendert-zellzwischenraeume-im-gehirn/ (Datum des Zugriffs: 28.06.2022)

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