Wie hängen Alkohol und Dopamin zusammen?
Dopamin bzw. das dopaminerge System ist ein wichtiger Bestandteil des inhärenten menschlichen Belohnungssystems. Dieses sichert uns bereits seit tausenden von Jahren das Überleben: Auf bestimmte Reize reagiert unser zentrales Nervensystem durch die Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmitter). Diese wiederum sorgen dafür, dass wir uns glücklich und motiviert oder aber traurig und ängstlich fühlen. Dopamin ist einer dieser Botenstoffe – ein Signalstoff, der den Alkoholkonsum als „positiv“ und belohnend in unserem Gedächtnis markiert und damit die Motivation weckt, das Trinkereignis zu wiederholen. Alkohol wiederum ist eine psychoaktive Substanz, die auf das dopaminerge System, das körpereigene Opioidsystem und das Serotoninsystem einwirkt und die Ausschüttung dieser Botenstoffe verstärkt. Dadurch fühlt man sich nach dem Konsum von Alkohol leistungsstärker, gut gelaunt und ist motiviert, bei nächster Gelegenheit wieder zu trinken.
Alkoholinduzierte Dopaminausschüttung fördert Ausbildung von Alkoholsucht
Das Gehirn merkt sich den positiven Effekt, der mit dem Alkoholkonsum verbunden war und möchte dieses Stimmungshoch nach Möglichkeit am besten sofort wieder herbeiführen. Dadurch entsteht das sogenannte Suchtverlangen oder Craving – der Wunsch, die rauscherzeugende Substanz erneut zu konsumieren. Langfristig ergibt sich hieraus eine weitere Schwierigkeit: Je häufiger alkoholische Getränke konsumiert werden, umso sensibler wird das dopaminerge System. Infolgedessen wird das Verlangen nach dem Rauschmittel immer stärker, während die Kontrolle über den Konsum zunehmend schwindet1.
Veränderter Dopamin-Spiegel sorgt für Rückfallrisiko
Die Effekte, die der langjährige Alkoholkonsum auf den Dopamin-Spiegel im Gehirn hat, können nicht nur dazu führen, dass sich eine Alkoholsucht ausbildet – sie kann auch abstinenzwillige Alkoholiker zu einem Rückfall verleiten. Das hat die Wissenschaftlerin Dr. Natalie Hirth gemeinsam mit Kollegen herausgefunden.
Dr. Hirth untersuchte sowohl Hirnproben von verstorbenen Alkoholikern als auch von Menschen, die ihr Leben lang gar keinen oder nur sehr wenig Alkohol konsumiert hatten. Das Ergebnis: Bestimmte Areale im Gehirn, welche über die Verhaltenskontrolle entscheiden, wiesen bei Alkoholikern eine größere Dopamin-Konzentration auf. Das bedeutet: Die Verhaltenskontrolle kann bei Menschen mit einer Alkoholsucht nachhaltig verringert sein2. Diese Ergebnisse konnten in Versuchen mit Ratten zusätzlich gestützt werden.