Alkoholentgiftung zu Hause

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Aktualisiert am: 14.06.2022
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Alkoholentgiftung zu Hause: alles Wichtige in 30 sec.

  • Viele Alkoholabhängige versuchen zunächst alleine, in den eigenen vier Wänden, zu entgiften.
  • Bei einem kalten Entzug wird der Alkohol-Konsum abrupt, ohne ärztliche Begleitung beendet.
  • Ein ambulanter Entzug findet kontrolliert unter Rücksprache mit einem Arzt statt – Medikamente können Entzugserscheinungen lindern.
  • Lebensbedrohliche Entzugserscheinungen wie epileptische Krampfanfälle oder ein Delirium tremens können in einem schweren Alkoholentzung auftreten – bei diesen Patienten, bei denen dies zu erwarten ist, ist ein stationärer Entzug die bessere Alternative.
  • Für ein Scheitern von Entgiftungsversuchen und hohe Rückfallquoten sind meist belastende Entzugssymptome wie z. B. Depressivität, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Unruhe und Schlafstörungen verantwortlich.
Inhalt

Ein Plan, der viele Risiken birgt

Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit werden hierzulande gesellschaftlich noch häufig stigmatisiert. Deshalb scheuen sich viele Betroffene, aktiv nach Hilfe zu suchen. Stattdessen versuchen sie, sich ihrem Problem auf eigene Faust zu stellen und eine Alkoholentgiftung zu Hause durchzuführen. Dieser Plan birgt viele Risiken, denn ein unkontrollierter Alkoholentzug kann unter Umständen lebensgefährlich sein.

Was ist eine Alkoholentgiftung zu Hause?

Etliche Betroffene entscheiden sich für eine Alkoholentgiftung daheim: Dabei hören sie meist komplett, ohne medizinische Betreuung, von jetzt auf gleich mit dem Trinken auf.

Der klassische Weg, um sich von einem Alkoholproblem zu lösen, führt in eine qualifizierte Entzugsklinik. Hier können die Betroffenen unter ärztlicher Aufsicht entziehen und sich gezielt ihrer Abhängigkeit stellen. Viele Suchtkranke sind für diesen Schritt jedoch nicht bereit: Sie haben zwar erkannt, dass ihr Alkoholkonsum aus dem Ruder gelaufen ist, sind aber überzeugt, dass sie dieses Problem alleine in den Griff bekommen.

Warum entscheiden sich Alkoholiker für einen Alkoholentzug zu Hause?

Die Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit, die sich schleichend, oft über viele Jahre hinweg entwickelt. Nicht selten benötigen die Betroffenen viel Zeit, ehe sie sich eingestehen können, dass sie an einem krankhaften Alkoholkonsum leiden. Wenn Betroffene erkennen, dass sie ein Suchtproblem haben, haben sie die Kontrolle über ihr Leben bereits in vielen Bereichen eingebüßt.

Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle

Körperliche und psychische Begleiterkrankungen, Konflikte in der Familie oder Probleme am Arbeitsplatz – all das trägt maßgeblich dazu bei, dass eine Alkoholsucht starke Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle bei den Betroffenen auslöst. Viele von ihnen trauen sich nicht einmal, einen Arzt, eine Selbsthilfegruppe oder eine anonyme Suchtberatung aufzusuchen – zu groß ist die Angst, als Versager abgestempelt zu werden.

Schamgefühle

Dazu kommt ein intensives Gefühl der Scham. Denn hierzulande existiert ein gesellschaftliches Stigma, das Menschen, die von Alkohol oder anderen rauscherzeugenden Substanzen abhängig sind, noch immer als charakter- oder willensschwach abwertet. Diese Faktoren sorgen dafür, dass viele Alkoholiker sich gegen eine stationäre Behandlung entscheiden. Stattdessen wählen sie den heimlichen Weg und entscheiden sich dazu, den Alkoholentzug allein in den eigenen vier Wänden durchzuführen. Häufig werden hierüber nicht einmal Ehepartner, Familienmitglieder oder Freunde eingeweiht.

Welche Möglichkeiten gibt es für eine Alkoholentgiftung zu Hause?

Der sicherste Weg für eine Entgiftung ist die Aufnahme in einer Klinik. Dort überwinden Betroffene ihre körperliche und psychische Abhängigkeit in einem sicheren Umfeld und unter ärztlicher Betreuung. Für Betroffene, die alleine und daheim mit dem Trinken aufhören wollen, gibt es zwei Möglichkeiten.

Entgiftung mit kaltem Entzug

Der kalte Entzug ist die direkteste Variante, um den eigenen Alkoholentzug zu beenden. Die Betroffenen entscheiden sich von einem Moment auf den nächsten keinen Alkohol mehr zu trinken. Ohne ärztliche Betreuung kann ein kalter Alkoholentzug schwere psychische und körperliche Entzugserscheinungen hervorrufen.

Entgiftung mit warmem Entzug

Eine weitere Möglichkeit, zuhause zu entziehen, bietet der ambulante Entzug, der als „warmer Entzug“ durchgeführt wird. Hier entscheiden sich die Betroffenen ebenfalls gegen eine Entzugstherapie in einer Klinik, entziehen jedoch nach Rücksprache mit einem Arzt. Dieser untersucht seine Patienten während des Alkoholentzugs regelmäßig und kann körperlich und psychisch belastende Entzugserscheinungen durch medikamentöse Unterstützung lindern.

Welche Nebenwirkungen kann eine Alkoholentgiftung zu Hause auslösen?

Wer über Jahre hinweg täglich große Mengen Alkohol konsumiert, entwickelt sukzessive eine psychische und körperliche Abhängigkeit. Körper und Psyche sind derart an den Alkoholkonsum gewöhnt, dass ein Konsumstopp zu einer Überlastung des Organismus führt. Dies kann schwerwiegende Entzugserscheinungen hervorrufen.

Typische Entzugserscheinungen

Viele Patienten sind überrascht davon, wie heftig die Nebenwirkungen des Alkoholentzugs ausfallen können. Der körperliche Entzug ist für den Organismus äußerst belastend.

  • Zittern
  • Schweißausbrüche
  • Übelkeit
  • Schwindel

Schwere Entzugssymptome

Neben den äußerst unangenehmen Symptomen können Patienten sogar epileptische Anfälle erleiden. Schlimmstenfalls kommt es zu einem Delirium tremens, einer lebensgefährlichen Folge des plötzlichen Alkoholentzugs.

Psychische Symptome eines Entzugs

Auch die psychische Komponente der körperlichen Entgiftung ist nicht zu unterschätzen: Wenige Stunden nach dem letztmaligen Alkoholkonsum können die ersten der folgenden Symptome auftreten:

  • depressive Verstimmungen
  • Angst- und Panikattacken
  • Reizbarkeit
  • Halluzinationen
  • Schlafstörungen

Insbesondere die Schlafstörungen können Patienten bis an den Rand der Erschöpfung bringen. Ebenfalls zu berücksichtigen ist der Suchtdruck: Alkoholiker im Entzug spüren einen intensiven Drang, Alkohol zu trinken. Dieses Verlangen, das auch als Craving bezeichnet wird, ist so stark, dass der Entzugsversuch nicht selten bereits nach wenigen Stunden abgebrochen wird.

Wie sinnvoll ist es, eine Alkoholentgiftung zu Hause durchzuführen?

Wer sein Leben wieder unter der eigenen Kontrolle wissen und mit dem Trinken aufhören möchte, sollte sich gegen eine Entgiftung im Alleingang und für eine Behandlung in einer Klinik entscheiden. Neben den teilweise lebensgefährlichen Risiken eines kalten Alkoholentzugs ist die Rückfallquote enorm.

Eine Abhängigkeit von Alkohol setzt sich stets aus einer physischen und einer psychischen Komponente zusammen. Parallel zur Entgiftung sollte deshalb eine umfassende Entwöhnung stattfinden. Hier lernen Patienten, wie sie ihr Leben langfristig ohne Alkohol bewältigen. Bleibt diese Phase aus, besteht ein hohes Risiko, dass die Betroffenen Alkohol schon kurze Zeit später wieder als Problemlöser, Stimmungsaufheller oder Entspannungsmittel missbrauchen.

Wann ist eine Alkoholentgiftung zu Hause empfehlenswert?

Grundsätzlich ist jeder Alkoholiker mit einem stationären Alkoholentzug besser beraten als mit der ambulanten Alternative. Soll dennoch eine ambulante Entgiftung durchgeführt werden, sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.

Voraussetzungen für einen Entzug zu Hause

Die nachfolgenden Faktoren sollten Grundvoraussetzungen dafür sein, einen zuhause durchgeführten Alkoholentzug überhaupt in Erwägung zu ziehen. Sie geben jedoch keine Garantie dafür, dass der Entzug tatsächlich erfolgreich abläuft.

  • Die Entgiftung findet nach Rücksprache und in Begleitung durch einen Arzt statt.
  • Der Patient ist psychisch stabil und in ein funktionierendes familiäres/soziales Netz eingebunden.
  • Es besteht kein Mischkonsum mit anderen rauscherzeugenden Substanzen.
  • Es liegen keine Begleiterkrankungen vor, die bei einem Entzug Komplikationen verursachen könnten.
  • Nach ärztlicher Einschätzung sind keine schwerwiegenden Entzugserscheinungen zu erwarten.
  • Die Abstinenzmotivation des Suchtkranken ist hoch.

Belastbares soziales Umfeld

Darüber hinaus sollten Menschen mit einer Alkoholsucht sich darüber im Klaren sein, dass der Entzug für das soziale Umfeld äußerst belastend sein kann. Konflikte und Spannungen sind gewissermaßen vorprogrammiert und können den Entzugsversuch zusätzlich erschweren.

Kombination mit Entwöhnungstherapie

Selbst wenn die reine Entgiftung erfolgreich war, fehlt bei dieser Variante des Entzugs die Entwöhnung vom Alkohol. Ohne eine entsprechende therapeutische Begleitung sind Suchtkranke auch nach erfolgreicher Entgiftung zuhause enorm rückfallgefährdet. Dementsprechend hilfreich ist es, wenn sich Alkoholiker schon vor Beginn des Entzugsversuchs bei ihrem Arzt über mögliche Entwöhnungstherapien beraten lassen.

Milde körperliche Reaktion auf frühere Entzugsversuche

Tipp: Ein gutes Indiz dafür, ob ein Alkoholentzug im heimischen Umfeld überhaupt in Frage kommt, können bisherige Reaktionen auf frühere Entzugsversuche sein. Beginnen Betroffene bereits nach kürzester Alkoholabstinenz zu zittern und zu schwitzen, fühlen sie sich nervös und unruhig oder leiden sie unter Herzrasen, ist eine ambulante Alkoholentgiftung nicht empfehlenswert.

Was ist ein sogenannter „schrittweiser Alkoholentzug“ daheim?

Der schrittweise Entzug von Alkohol wird immer häufiger als Alternative zu einer klassischen Entzugstherapie angepriesen. Es wird darauf verwiesen, dass dieses Konzept besonders für diejenigen Menschen geeignet ist, die sich eigenständig und ohne ärztliche Hilfe aus ihrer Alkoholsucht lösen möchten.

Reduktion der Alkoholmenge

Das Prinzip: Anstatt komplett mit dem Trinken aufzuhören, wird die Alkoholmenge schrittweise reduziert. Dies soll Nebenwirkungen verhindern und die Betroffenen zurück zu einem unbedenklichen Alkoholkonsum führen. Das Konzept ist nicht unumstritten: Zum einen fordert der schrittweise Entzug viel Willensstärke und Motivation von den Suchtkranken. Darüber hinaus sind die Effekte meist nicht sofort spürbar. Zusätzlich ist die Rückfallquote hoch, denn die Versuchung, nach einem alkoholischen Getränk doch drei, vier oder gar mehr Drinks zu genießen, ist groß. Nichtsdestotrotz kann eine kontrollierte Reduktion der Trinkmenge in bestimmten Situationen sinnvoll sein.

Überbrückungsmöglichkeit

Eine vollständige Alkoholentgiftung wird mit dem schrittweisen Entzug zwar nur in den wenigstens Fällen erreicht, als Überbrückungsphase – beispielsweise, wenn Suchtkranke auf einen Klinikplatz warten – kann die Methode jedoch empfehlenswert sein. Aus Vorsichtsgründen sollte auch beim Umstieg auf das kontrollierte Trinken eine vorherige Absprache mit einem Mediziner erfolgen.

Warum ist ein stationärer Entzug besser als eine Alkoholentgiftung daheim?

Alleine und ohne ärztliche Aufsicht zu entgiften, birgt ein hohes Risiko für lebensgefährliche Entzugserscheinungen. Gleichzeitig ist die Chance, dass Betroffene den Weg in eine dauerhafte Abstinenz finden, relativ gering. Anders sieht es bei kontrollierten Entzugsangeboten im klinischen Umfeld aus.

Weniger belastend – höhere Abstinenzquote

Die Gefahr für unangenehme oder gar lebensbedrohliche Entzugserscheinungen wird durch die permanente medizinische Überwachung sowie eine passende Medikation von vornherein gebannt. Die Suchtkranken erleben die Entgiftung dadurch als deutlich weniger belastend, weshalb die Rückfallquote bereits während der körperlichen Entzugsphase stark reduziert ist.

Entwöhnungstherapie behandelt Suchtursachen

Im Anschluss an die Entgiftung beginnen Betroffene eine Entwöhnungstherapie. Hier gehen sie den Ursachen für ihre Suchterkrankung auf den Grund und erlernen Strategien, dank derer sie zukünftig auf das Rauschmittel verzichten können. Insbesondere Behandlungskonzepte, bei denen Entgiftung und Entwöhnung verknüpft sind, überzeugen mit hohen Abstinenzerfolgen und einer geringen Rückfallquote.

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