Alkohol und Serotonin

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Aktualisiert am: 19.04.2023
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Alkohol Serotonin: alles Wichtige in 30 sec.

  • Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn, der auch als „Glückshormon“ bekannt ist.
  • Der Neurotransmitter sorgt für Entspannung und Gelassenheit bei gleichzeitiger Reduktion von innerer Anspannung, depressiven Verstimmungen und Angstgefühlen.
  • Alkoholkonsum fördert die Ausschüttung des Hormons und regt damit das Wohlbefinden an.
  • Langfristig gewöhnt sich das Gehirn an die künstlich herbeigeführte Ausschüttung, das Risiko für eine Alkoholsucht und eine Depression steigt.
  • Da sich die Serotonin-Wirkung mit der Zeit abnutzt, muss der Alkoholkonsum stetig gesteigert werden, um das Stimmungshoch zu erhalten.
  • So führt das Zusammenspiel aus Alkohol und Serotonin in eine psychische und körperliche Abhängigkeit.
Inhalt

Alkohol und Serotonin – wenn sich Glücksgefühle im Rausch verstärken

Serotonin gilt im Volksmund als „Glückshormon“, ist aber eigentlich ein Neurotransmitter. Dieser wird im zentralen Nervensystem gebildet und beeinflusst dort aktiv unsere Stimmung – und zwar zum Positiven. Das merken wir auch, wenn wir Alkohol trinken, denn das Rauschmittel führt zu einem erhöhten Serotonin-Spiegel im Gehirn. Mit der Zeit kann sich die positive Wirkung jedoch ins Gegenteil verkehren. Was es damit auf sich hat, erklärt der nachfolgende Beitrag.

Was ist Serotonin?

Serotonin ist ein chemischer Botenstoff im Gehirn (Neurotransmitter), der die Signalübertragung im zentralen Nervensystem des Menschen beeinflusst. Ein hoher Serotonin-Spiegel erzeugt Gefühle der Gelassenheit und Entspannung, Angst und Kummer verschwinden. Alkohol fördert die Ausschüttung von Serotonin im Gehirn, kann bei Abhängigkeit jedoch zu einer dauerhaften Unterversorgung führen.

Wie wirkt Alkohol auf den Serotoninspiegel?

Serotonin ist ein überaus vielseitiger Botenstoff, der unter anderem im Gehirn des Menschen produziert wird. Dort wirkt er auf verschiedene Areale des Gehirns ein, indem er an diverse Subtypen des Serotonin-Rezeptors (Serotoninrezeptor-Kanäle) andockt1. Wer Alkohol trinkt, sorgt für eine gesteigerte Aktivität dieser Rezeptoren2. Die Folge: Der Konsument fühlt sich entspannt und gelassen. Sorgen und Nöte scheinen vergessen. Genau deshalb wird Alkohol von vielen Menschen als Problemlöser und Entspannungsmittel in belastenden Situationen verwendet.

Welche langfristigen Konsequenzen ergeben sich im Zusammenspiel aus Serotonin und Alkohol?

Vereinfacht gesagt, hält der Konsum von Alkohol die Signalaktivität des Serotoninsystems künstlich hoch. Das mag zunächst einen positiven Effekt haben: Der Konsument kann schnell entspannen und fühlt sich frei von Ängsten und Sorgen. Auf Dauer nutzt sich dieser Effekt jedoch ab.

Toleranzentwicklung: Mehr Alkohol für gleiche Wirkung

Mediziner sprechen von einer Toleranzentwicklung, die laut Diagnosemanual ICD-10 eines der wichtigsten Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit ist3. Das bedeutet: Wer die positive Wirkung des Botenstoffs Serotonin wahrnehmen möchte, muss mit der Zeit immer mehr trinken. Dadurch gerät der Betroffene allmählich in einen Teufelskreis, an dessen Ende die Alkoholsucht steht.

Schädigung des Serotonintransports und Depressionen

Und noch etwas passiert, wenn Alkoholiker die Serotoninaktivität dauerhaft künstlich hochhalten: Die serotonergen Neurone im Hirnstamm können geschädigt werden. Dadurch drohen Verluste auf Seiten der sogenannten Serotonintransporter. Diese wiederum ermöglichen den Transport des Neurotransmitters in die Zelle. Fehlen diese Transporter oder sind sie in zu geringer Zahl vorhanden, kann das Symptome einer Depression auslösen4. Deshalb empfindet man nach einem exzessiven Alkoholkonsum häufig einen sogenannten „Psychokater“ mit Angstgefühlen und depressiven Verstimmungen.

Wie hängen Serotonin, Alkohol und die Ausbildung der Alkoholabhängigkeit zusammen?

In unserer Gesellschaft besteht leider noch immer die Annahme, dass ein übermäßiger Alkoholkonsum und die Ausbildung einer Alkoholabhängigkeit die Folge eines charakterlichen Defizits wären. Demnach wird Alkoholismus immer wieder mit Willensschwäche oder fehlender Selbstdisziplin gleichgesetzt. Tatsächlich handelt es sich bei einer Alkoholsucht genauso um eine psychische Erkrankung wie bei einer Depression oder einer Persönlichkeitsstörung. Sie ist also keinesfalls als selbstverschuldet einzustufen.

„Glücks-Rausch“ als Trinkmotivation

Der Mechanismus, mit dem Alkohol als Serotonin-aktivierendes Rauschmittel einen Alkoholiker dazu bewegt, seinen Alkoholkonsum stetig zu erhöhen, ist schnell erklärt:

  1. Auf einen Reiz (Alkohol) folgt eine Reaktion (Entspannung) und diese Verbindung merkt sich das Gehirn schnell.
  2. In der Folge greifen Betroffene gezielt regelmäßig zu Alkohol – vor allem in Situationen, in denen sie großen Stress erleben. Die Wirkung des Botenstoffs sorgt dafür, dass man die Probleme schnell vergessen kann.
  3. Gerade, weil zusammen mit Serotonin weitere Neurotransmitter, wie das ebenfalls als Glückshormon bekannte Dopamin, ausgeschüttet werden, verstärkt sich die vermeintlich positive Wirkung des Alkoholkonsums zusätzlich und Betroffene greifen immer häufiger zur Flasche.

Genetische Voraussetzungen im Zusammenhang mit Serotonin

Wenn Menschen Alkohol trinken, kommt es zu einer Ausschüttung von Glückshormonen wie Serotonin und Dopamin. Allein dieser Prozess ist jedoch nach Ansicht vieler Forscher noch nicht dafür verantwortlich, ob jemand das Risiko hat, Alkoholiker zu werden oder nicht.

Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass genetische Voraussetzungen entscheidend dazu beitragen. Dieses Thema wird in der Forschung auch unter dem Begriff „Serotonin-Hypothese der Alkoholabhängigkeit“ diskutiert. Im Kern geht es hierbei darum, dass ein genetisch bedingtes Serotonin-Defizit die Ausbildung einer Alkoholsucht begünstigen kann5.

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    Quellenangaben

    Quellenliste

    1 Spektrum.de „Serotoninrezeptor-Kanäle“, Lexikon der Biologie, https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/serotoninrezeptor-kanaele/61187 (Datum des Zugriffs: 17.11.2022)

    2 Deutschenbaur, Lorenz et al. „Neurobiologische Effekte von Alkohol“, Psychiatrie & Neurologie, 1/2014, S. 5, https://www.rosenfluh.ch/media/psychiatrie-neurologie/2014/01/Neurobiol_effekte_von_alkohol.pdf (Datum des Zugriffs: 17.11.2022)

    3 Heinz, Andreas et al. „ICD-11: Änderungen der diagnostischen Kriterien der Substanzabhängigkeit“, In: Der Nervenarzt, Ausgabe 1/2022, Print ISSN: 0028-2804 , Elektronische ISSN: 1433-0407, https://doi.org/10.1007/s00115-021-01071-7https://www.springermedizin.de/sucht/suchterkrankungen-in-der-hausarztpraxis/icd-11-aenderungen-der-diagnostischen-kriterien-der-substanzabha/18864874 (Datum des Zugriffs: 17.11.2022)

    4 Heinz, A., Bartholomä, A., Witthaus, H., Forstreuter, F., Juckel, G. (2005). Serotonerge Dysfunktionen bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit. In: Przuntek, H., Müller, T. (eds) Das serotonerge System aus neurologischer und psychiatrischer Sicht. Steinkopff. S. 79, https://doi.org/10.1007/3-7985-1537-9_7https://link.springer.com/chapter/10.1007/3-7985-1537-9_7 (Datum des Zugriffs: 17.11.2022)

    5 Singer, Peter Christoph „Konkurrente und prädikative Validität uni- und multidimensionaler Subtypisierungskonstrukte der Alkoholabhängigkeit“, Dissertation, Tübingen 2004, S. 26 f., https://d-nb.info/972146415/34 (Datum des Zugriffs: 17.11.2022)

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