Wem wird Ritalin verschrieben?
Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, werden normalerweise nur in einem sehr eng begrenzten Rahmen verschrieben. Kritiker beanstanden jedoch immer wieder, dass Präparate, die den Wirkstoff Methylphenidat enthalten, viel zu häufig verordnet werden. Tatsächlich ist die primäre Zielgruppe des Medikaments Kinder ab sechs Jahren. Wird bei ihnen ADHS, also eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert, erfolgt meist eine Behandlung mit Ritalin. Das Medikament soll den Kindern dabei helfen, sich trotz ADHS besser konzentrieren und leistungsfähig bleiben zu können.
Neben diesem vorgesehenen Einsatz des Wirkstoffs Methylphenidat gibt es noch einen zweiten Einsatzbereich: Ritalin als Stimulans (Upper) fürs Gehirn. Eben weil Konzentration und Aufmerksamkeit gesteigert werden, nutzen zunehmend mehr Studenten das Medikament, um ihre Leistung zu puschen. Auch Menschen, die unter starkem beruflichem Leistungsdruck stehen, lassen sich von ihrem Arzt immer häufiger das Medikament gegen ADHS verschreiben. Erfahrungen von Betroffenen zeigen, dass es gerade für Studenten besonders einfach ist, die Substanz zu bekommen. In vielen Fällen berichten Ritalin-Konsumenten, dass sie einfach nur zum Arzt gehen und sich über den Leistungsdruck im Studium beschweren mussten, um ein BtM-Rezept zu erhalten.
Zusätzlich zur Nutzung von Ritalin und ähnlichen Präparaten als Psychopharmaka gibt es noch einen dritten Anwendungsbereich: die Drogenszene. Wer Ritalin als Droge einnimmt, kann mit einer ähnlichen Wirkung wie bei Speed oder Kokain rechnen. Weil es das Arzneimittel auf Rezept gibt, können Suchtkranke mit den richtigen Beziehungen relativ unkompliziert an den Wirkstoff Methylphenidat gelangen. Allerdings ändert sich in dieser Szene häufig die Konsumform. Die Tabletten werden beim Drogenkonsum meist nicht mehr geschluckt, sondern zerstoßen und durch die Nase gezogen oder in Wasser gelöst und injiziert.