Welche Faktoren beeinflussen die Dauer der Drogentherapie?
Die Dauer eines Drogenentzugs ist von vielen Faktoren abhängig und verläuft immer individuell. Deshalb geht es bei der Aufnahme in eine Klinik zunächst darum, in einem ausführlichen Anamnese-Gespräch den aktuellen Ist-Zustand des Patienten zu definieren und mehr über seine Krankheitsgeschichte zu erfahren. Eine maßgebliche Rolle für die Drogenentzug-Dauer spielt auf jeden Fall die konsumierte Substanz, deren Halbwertszeit und die Art der Abhängigkeit, die sie erzeugt. Während Cannabis, Kokain oder Amphetamine zum Beispiel in erster Linie eine psychische Abhängigkeit auslösen, bringen z. B. Crystal Meth oder Heroin auch eine körperliche Abhängigkeit mit sich. Darüber hinaus verlängert sich die Drogenentzug-Dauer, wenn Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Psychosen vorliegen oder die Suchtkranken von mehreren Substanzen abhängig sind.
Entsprechend werden im Aufnahmegespräch meist die folgenden Fragen gestellt:
- Welche Drogen sind im Spiel?
- Wie viel wird konsumiert?
- Wie lange hält der Konsum bereits an?
- Liegen Komorbiditäten vor?
- Besteht ein Mischkonsum mit anderen Substanzen?
- Wie sieht das soziale Umfeld aus?
Der körperliche Entzug ist für Patienten auch in einer professionellen Einrichtung eine starke Belastung. Die verschiedenen Symptome, die teilweise sogar lebensgefährlich sein können, sind das, was viele Suchtkranke von einer Entzugstherapie abhält. Letztendlich kennen sie innere Unruhe, Angst, Schmerzen, Übelkeit und depressive Verstimmungen bereits aus Situationen, in denen sie ihre tägliche Drogendosis nicht rechtzeitig einnehmen konnten. Tatsächlich ist der physische Entzug bei einigen Drogen aber schon nach wenigen Tagen abgeschlossen. Während einer stationären Therapie müssen diese Patienten deshalb häufig, wenn überhaupt, nur in den ersten Tagen mit unangenehmen körperlichen Belastungen rechnen. Und selbst diese werden dank der passenden Medikamente auf ein Minimum reduziert. Bei anderen Drogen dauert der physische Entzug deutlich länger, z.B. bei Opiaten und Heroin. Hier ist ein längerfristiger Entzug über mehrere Wochen, teilweise sogar Monate nötig, um langfristig vom Suchtmittel wegzukommen.
Eine Abhängigkeit von Drogen, Alkohol oder Medikamenten lässt sich nicht mit einer Pille, einer Spritze oder einem einfachen Rezept behandeln. Viele individuelle Faktoren greifen ineinander und jeder Betroffene hat seine ganz eigene Suchtbiografie. Die persönliche Ausgangssituation ist dafür verantwortlich, wie viel Zeit für die Nachsorge nach dem stationären Aufenthalt einzuplanen ist. Psychische Probleme oder physische Folgeerkrankungen können genauso einen Einfluss darauf haben, wie es mit der Erkrankung weitergeht, wie die Unterstützung des Patienten durch das soziale Umfeld. Experten empfehlen direkt nach dem stationären Klinikaufenthalt ambulante Angebote in Anspruch zu nehmen, um die Therapieversorgung weiterhin gewährleisten zu können. Eine ambulante Psychotherapie und die regelmäßige Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe haben sich als besonders sinnvoll erwiesen. Sobald der Patient hinreichend stabilisiert ist, um in belastenden Situationen nicht erneut zur Droge zu greifen, kann die Psychotherapie in größeren Abständen erfolgen und irgendwann ganz aufhören. Die Teilnahme an der jeweiligen Selbsthilfegruppe sollte allerdings länger fortgesetzt werden.