Methadon

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Aktualisiert am: 11.06.2021
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Methadon: alles Wichtige in 30 sec.

  • Methadon ist ein synthetisches Opioid und wird hauptsächlich im Methadonprogramm für Heroinabhängige eingesetzt.
  • Die Substanz hat eine schmerzstillende Wirkung, hebt aber nur gering die Stimmung, so dass es in 80 % aller Fälle zum Beikonsum kommt.
  • Die Einnahme ist aufgrund des Suchtpotenzials und der Depotwirkung risikoreich; der Entzug kann bis zu einem Jahr dauern.
  • Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Kreislaufversagen, Juckreiz, Harnverhaltung, Unruhe, Schlaflosigkeit & Depressionen.
  • Die Behandlung einer Methadon-Abhängigkeit besteht aus einer Entgiftung, Entwöhnung und einer ambulanten Nachsorge.
Inhalt

Wirksames Substitutionsmittel oder gefährliche Droge?

Die schmerzstillende Wirkung von Methadon ist in der Medizin schon seit längerem bekannt. So wird das synthetisch hergestellte Opioid seit den 1960er Jahren als Substitutionsmittel bei Heroinabhängigkeit eingesetzt und seit einiger Zeit auch im Rahmen der Krebstherapie diskutiert. Vielfach vergessen wird dabei allerdings, dass die Substanz selbst ein hohes Abhängigkeitspotenzial besitzt, mit mehreren Tausend Todesfällen pro Jahr in Zusammenhang gebracht wird und auf dem Schwarzmarkt als illegale Droge gehandelt wird.

Was ist Methadon und wie wird es hergestellt?

Methadon ist ein vollsynthetisches Opioid mit den gleichen Effekten und Nebenwirkungen wie andere Opioide, das überwiegend im Methadonprogramm für Heroinabhängige eingesetzt wird. Das Präparat wird in Tropfen- oder Tablettenform oder als Injektionslösung produziert. Die orale Verabreichung erfolgt meist in Wasser, Orangensaft oder Zuckersirup. Ebenso ist eine individuelle Zubereitung auf ärztliche Verordnung als Magistralrezeptur möglich. Das Mittel selbst besteht zur Hälfte aus Levomethadon (L-Methadon) und Dextromethadon (D-Methadon).

Welche Wirkung erzeugt Methadon?

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Genau wie andere Opioidagonisten heftet sich das Opioid an die Opioidrezeptoren im zentralen Nervensystem, an denen es seine schmerzstillende Wirkung entfaltet. Anders als Heroin oder Morphin hebt es jedoch nur geringfügig die Stimmung und löst keinen Rauschzustand („Kick“) aus. Dennoch ist das körperliche Verlangen nach Heroin durch die Methadon-Wirkung zunächst gestillt. Ab einer bestimmten Dosis kann sich die Substanz an die Kaliumkanäle in den Herzmuskelzellen binden und sie blockieren. Dies hat eine Verlängerung der sogenannten QT-Zeit zur Folge, was zu gefährlichen Herzmuskelstörungen führen kann. Sofern das Mittel oral eingenommen wurde, setzt die Methadon-Wirkung ungefähr nach 30 bis 60 Minuten ein und hält im Durchschnitt etwa 25 Stunden an. Die Droge wird in der Leber abgebaut und über die Niere ausgeschieden und lässt sich im Urin durchschnittlich etwa 2 bis 3 Tage lang nachweisen, im Blut ungefähr 2 Tage lang.

Wann wird Methadon zu medizinischen Zwecken eingesetzt?

Aufgrund seiner Wirksamkeit bei der Substitutionstherapie der Heroin-Abhängigkeit sind Methadonpräparate als Heroin-Ersatzstoff weltweit anerkannt. Seit 2005 steht die Substanz auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die schmerzstillende Wirkung von Levomethadon, einer besonderen Form des Wirkstoffs, machen sich manche Schmerztherapien zunutze, die das Mittel in Off-Label-Use im Rahmen einer Krebsbehandlung einsetzen. Weiterhin wird dem Wirkstoff eine Wirkverstärkung der Chemotherapie zugeschrieben. Methadonhaltige Medikamente unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz und sind verschreibungspflichtig.

Was ist der Unterschied zwischen Polamidon und Methadon?

Polamidon ist der Handelsname eines methadonhaltigen Präparats, das 1949 von der Hoechst AG als starkes Schmerzmittel auf den Markt gebracht wurde. Heute sind sowohl Methadonmittel („Metha“) als auch Polamidon („Pola“) auf dem Markt erhältlich. Der Unterschied zwischen beiden Präparaten besteht in einer Variation ihrer Inhaltsstoffe. Während Metha zu 50 % aus D- und L-Molekülen besteht, ist in Pola nur der aktiv wirksame L-Anteil enthalten. Das führt dazu, dass für die gleiche Wirkung die Methadondosis doppelt so hoch sein muss wie die Dosis von Polamidon. Letzteres ist im Vergleich jedoch deutlich teurer und wird deshalb seltener verschrieben.

Wie funktioniert das Methadonprogramm?

Die Grundidee hinter dem Methadon-Programm ist, einen langjährigen Heroinsüchtigen durch den Konsum eines Ersatzstoffes aus dem Teufelskreis der Sucht zu befreien. Die kontrollierte Abgabe und Einnahme des Ersatzstoffs lindert sowohl die Entzugserscheinungen als auch die „Notwendigkeit“ der Beschaffungskriminalität und soll der betroffenen Person eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft und die Wiederaufnahme einer regelmäßigen Arbeit ermöglichen.

Bei der Substitutionstherapie erhalten die Sucht-Patienten das Methadon-haltige Medikament in der Regel täglich in der Praxis verabreicht. In seltenen Ausnahmefällen ist die Einnahme nach persönlicher Abholung zuhause gestattet. Eingenommen wird der Wirkstoff entweder in Pulverform oder als Saft. Nach der anfänglichen, individuell angemessenen Dosierung wird die Dosis langsam schrittweise reduziert. Das Ziel der Behandlung ist eine komplette Abstinenz, die allerdings vielfach als unrealistisch betrachtetet wird.

Welche besonderen Risiken birgt die Einnahme von Methadon?

Obwohl das Methadonprogramm insgesamt als wirksame Substitutionstherapie gilt, ist die Einnahme dieses Opioids keineswegs ungefährlich. Schließlich wirkt Methadon wie eine Droge und übersteigt das Suchtpotenzial von Heroin und Morphium um ein Vielfaches. So wechselt der Betroffene von einer Drogensucht in die nächste und sieht sich auf seinem Weg in ein drogenfreies Leben mit einem äußerst qualvollen und langen Methadon-Entzug konfrontiert. Da der Suchtkranke aufgrund der Depotbildung in Hypophyse und Hypothalamus einer ständigen Überdosierung ausgesetzt ist, ist die Entwöhnungsphase im Vergleich zu anderen Opioiden und Opiaten rund dreimal so lang und kann bis zu einem Jahr andauern.

Weshalb ist der Methadon-Konsum häufig mit einem Beikonsum verbunden?

Aufgrund des fehlenden „Kicks“ ist das Methadon-Programm in rund 80 Prozent aller Fälle mit einem Beikonsum anderer Suchtmittel verbunden. Dazu zählen in erster Linie Alkohol, Tabletten, Kokain oder Heroin. Besonders fatal sind die gegenseitigen – und mitunter lebensgefährlichen – Wechselwirkungen und die mögliche Entwicklung einer Mehrfachabhängigkeit (Polytoxikomanie). Es liegt auf der Hand, dass der ohnehin sehr schwierige Methadon-Entzug durch eine oder mehrere weitere Abhängigkeiten erschwert und ohne professionelle ärztliche Unterstützung nahezu unmöglich wird.

Welche Methadon-Nebenwirkungen treten auf?

Neben den bereits erwähnten Risiken und Langzeitfolgen ist die Einnahme des Substitutions- und Schmerzmittels mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden. Dazu zählen in erster Linie folgende Symptome:

  • Juckreiz
  • Mundtrockenheit
  • Pupillenverengung
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Unruhe
  • Schlaflosigkeit
  • Schweregefühl in Armen und Beinen
  • Schmerzunempfindlichkeit
  • Schwitzen
  • Unvermögen zur Entleerung der Blase (Harnverhaltung)
  • Verlängerung der QT-Zeit im EKG
  • Verlangsamte Herztätigkeit
  • Kreislaufversagen
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
  • Depressionen
  • Verlust der Libido
  • Ausbleiben der Menstruation

Was passiert bei einer Überdosis Methadon?

Eine Überdosierung von Methadon ist ebenso gefährlich wie eine Heroin-Überdosis und kann schlimmstenfalls zum Tod führen. Die Pupillen sind auf Stecknadelkopfgröße geschrumpft und die Reflexe abgeschwächt. Als Symptome drohen:

  • Schock
  • Atemprobleme bis Atemstillstand
  • Krämpfe
  • Lungenödem
  • Kreislaufstillstand

Wie schnell macht Methadon abhängig?

Methadonhaltige Medikamente besitzen ein hohes Suchtpotenzial und können sowohl körperlich als auch psychisch abhängig machen. Wie schnell dies geschieht, ist von verschiedenen Faktoren abhängig und individuell sehr unterschiedlich. Deshalb ist es vor allem als Ersatzstoff für Heroin inzwischen stark umstritten. Hinzu kommt, dass viele Betroffene vergleichsweise schnell abhängig werden und die Substanz in kürzester Zeit höher dosieren. Falls dies auf legalem Wege nicht gelingt, sind sie gerne bereit, sich den Stoff notfalls auf dem Schwarzmarkt zu besorgen. Für eine größere Wirkung nehmen Abhängige den Stoff nicht oral ein, sondern spritzen ihn sich intravenös (in Adern), was mit weiteren Gefahren einhergeht. Außerdem sollte der Einsatz als Analgetikum (Schmerzmittel) abgewogen werden und im Zweifel Opioide mit einem niedrigeren Suchtrisiko in Erwägung gezogen werden.

Welche Entzugserscheinungen können beim Entzug auftreten?

Im Vergleich zu Heroin sind nicht nur die psychischen, sondern auch die körperlichen Methadonentzugssymptome stärker und länger anhaltend. Sie beginnen in der Regel etwa 30 Stunden nach der letzten Einnahme und äußern sich in folgenden Symptomen:

  • Geweitete Pupillen
  • Übelkeit & Erbrechen
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfall
  • Muskelschmerzen
  • Laufende Nase
  • Schwitzen
  • Gänsehaut
  • Innere Unruhe
  • Schlaflosigkeit
  • Angst

Nach etwa 4 bis 6 Tagen haben die Entzugserscheinungen ihren Höhepunkt erreicht, danach schwächen sie sich deutlich ab. Nach 5 bis 7 Tagen gilt die erste Entgiftungsphase als abgeschlossen. Manche Symptome (beispielsweise Unruhe oder Schlaflosigkeit) können aber darüber hinaus noch mehrere Monate lang anhalten.

Wie läuft ein Methadon-Entzug ab und wie lange dauert er?

Aufgrund der starken Entzugssymptome ist ein stationärer Methadon-Entzug mit umfassender ärztlicher und psychologischer Betreuung dringend anzuraten. Dabei wird die Dosis Schritt für Schritt reduziert und die betroffenen Patienten erhalten Medikamente, welche die Entzugssymptome lindern und den Drogenentzug somit erträglicher gestalten. Die Dauer der Entgiftung hängt von der körperlichen Verfassung des Suchtkranken und von der behandelnden Suchtklinik ab und kann zwischen fünf bis sieben Wochen oder mehreren Monaten dauern. Um Rückfälle zu vermeiden, ist es wichtig, ebenfalls die seelische Abhängigkeit mit einer intensiven Psychotherapie zu begleiten und alternative Lösungswege zum Drogenkonsum aufzuzeigen.

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