Systemische Suchttherapie

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Systemische Therapie bei Sucht: alles Wichtige in 30 sec.

  • Systemische Therapie seit 2019 als Richtlinienverfahren anerkannt
  • Systemische Suchttherapie rückt Suchtpatienten und deren Beziehungen in den Fokus
  • Sucht wird als Ergebnis der individuellen und durch Beziehungen geformten Entwicklung betrachtet
  • Systemische Therapie soll Patienten in aktives Handeln bringen
  • Einzel- und Gruppentherapien mit Angehörigen sind möglich
Inhalt

Was ist eine Suchterkrankung?

Suchterkrankungen sind durch die Abhängigkeit von bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen geprägt. Unterschieden wird in stoffgebundene und nicht stoffgebundene Süchte. Zu den stoffgebundenen Suchterkrankungen gehören Alkoholsucht sowie Drogen– und Medikamentenabhängigkeit. Nicht stoffliche Suchterkrankungen sind etwa die Glücksspiel- oder die Internetsucht.

Sucht ist meist durch eine psychische Abhängigkeit gekennzeichnet. Betroffene werden von einem unstillbaren Verlangen nach dem Konsum einer bestimmten Substanz oder dem Ausüben eines Verhaltens getrieben. Dem Suchtmittel ordnen sie andere Lebensbereiche zunehmend unter. Wenn sie versuchen, das Verlangen zu unterdrücken, können Entzugserscheinungen auftreten.

Was ist eine systemische Suchttherapie?

Die systemische Suchttherapie betrachtet den Menschen nicht nur als für sich stehendes Individuum, sondern im Spannungsfeld der für ihn prägenden Beziehungen, also in seinem sozialen System. Früher wurde die systemische Therapie mit der Familientherapie gleichgesetzt, heute handelt es sich um ein eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren.

Erkrankungsursache konfliktreiche Beziehungen – Die Grundidee ist die, dass psychische Erkrankungen als Ergebnis von konfliktreichen (familiären) Beziehungen entstehen können. Werden diese Beziehungskonflikte gelöst oder aufgearbeitet, kann sich dies auch auf die psychische Erkrankung positiv auswirken.

Individuum als Teil eines größeren Systems – Sucht ist im Sinne der systemischen Therapie also einerseits das Ergebnis der individuellen Entwicklung eines Menschen, andererseits Ausdruck des familiären und sozialen Kontexts, da dieser die Entwicklung mitgeprägt hat. Gleichzeitig wird von der Annahme ausgegangen, dass Veränderungen innerhalb des Systems (Familie, Freundeskreis etc.) nicht nur das Individuum, sondern sämtliche Mitglieder des Systems beeinflussen. Deshalb werden Freunde, Familienmitglieder, Partner und weitere Personen bei der systemischen Therapie von Suchterkrankungen häufig einbezogen.

Warum ist die systemische Suchttherapie sinnvoll?

Die Suchterkrankung eines Menschen betrifft nicht nur ihn allein. Auch Angehörige können durch die Erkrankung stark beeinträchtigt werden. Oftmals drohen sie, selbst krank zu werden1. Gleichzeitig können Angehörige mit ihrem Verhalten bewusst und unbewusst die Suchterkrankung fördern2. Das funktioniert auf direktem Wege (etwa durch das Erfinden von Ausreden) genauso wie auf indirektem Wege.

Die systemische Suchttherapie trägt diesem Geflecht aus Beziehungen und Abhängigkeiten Rechnung. Sie zielt darauf ab, nicht nur die Situation für die Suchtkranken selbst, sondern auch für deren Umfeld zu verbessern. Hierfür findet zunächst eine umfassende Analyse/Diagnose statt, wobei die Funktion der Sucht in den Mittelpunkt gerückt wird. Davon ausgehend können individuelle Ziele und Lösungen entwickelt werden, die nicht nur die Suchtproblematik, sondern auch familiäre Konflikte, nicht verarbeitete Traumata oder Ähnliches therapeutisch aufarbeiten.

Wann sollte eine systemische Suchttherapie stattfinden?

Wer unter einer Alkoholsucht, einer Medikamentenabhängigkeit oder einer Drogensucht leidet, sollte versuchen, so schnell wie möglich die sprichwörtliche Reißleine zu ziehen und sich in Therapie zu begeben. Am einfachsten gelingt das in einer (privaten) Entzugsklinik für Alkohol, einer Klinik für Drogenentzug oder Medikamente.

Manche Kliniken beginnen mit der Psychotherapie schon während der Entgiftung, sobald der Patient dazu in der Lage ist. Alternativ kann eine systemische Suchttherapie in einer ambulanten Praxis begonnen werden. Meist verlangen (niedergelassene) Therapeuten hierfür jedoch, dass die Patienten bereits abstinent sind, wenn sie mit der systemischen Therapie beginnen.

Wie läuft eine systemische Suchttherapie ab?

Der Ablauf einer systemischen Suchttherapie lässt sich nicht in ein festes Schema pressen. Denn die individuellen Voraussetzungen, sprich die Beziehungen innerhalb der Systeme (Familie, Schule, Arbeit, Freundeskreis), sind von Mensch zu Mensch verschieden.

Ablauf einer Behandlung – Die Behandlung beginnt zunächst mit einer umfassenden Analyse des Ist-Zustands. Hierfür nutzen systemisch arbeitende Therapeuten die Form eines strukturierten Interviews, bei dem sie den Patienten viele Fragen stellen, um so ein möglichst genaues Bild von ihm, seinen Beziehungen und dort eventuell vorhandenen Konflikten zu erhalten. Anschließend erarbeitet der Therapeut mit dem Patienten gemeinsam Zielsetzungen für die Therapie.

Therapeutisches Setting – Die systemische Suchttherapie kann als Einzeltherapie durchgeführt werden. Meist sind aber Gruppensettings und Termine mit Angehörigen wie bei einer Familientherapie vorgesehen. Je nach individueller Ausrichtung des Therapeuten werden verschiedene Hilfsmittel und Methoden genutzt. Aufstellungsarbeit, zirkuläre Fragen, Genogramme und Familienskulpturen gehören zu den Standard-Verfahren, die bei der systemischen Arbeit zum Einsatz kommen. Man spricht hierbei auch von Aktionsmethoden, die den Patienten in eine aktiv gestaltende Position bringen sollen3.

Wird die systemische Suchttherapie von der Krankenkasse bezahlt?

Die systemische Therapie für Erwachsene gehört neben psychoanalytisch begründeten Verfahren und der Verhaltenstherapie seit November 2019 zu den sogenannten Richtlinienverfahren4. Patienten können sich mit dieser Form der Psychotherapie bei ausgebildeten systemischen Therapeuten behandeln lassen. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse seit Juli 2020, allerdings nur bei ärztlichen und Psychologischen Psychotherapeuten mit Approbation5.

Wichtig: Neben der systemischen Therapie wird vielerorts auch eine systemische Beratung angeboten, teilweise in denselben Praxen, in denen auch systemische Psycho- und Familientherapie stattfinden. Diese Beratung beschäftigt sich jedoch nicht mit psychischen Erkrankungen, sondern zielt eher auf die systemische Auseinandersetzung mit alltäglichen Problemen und Konflikten ab. Menschen mit einer Suchterkrankung, die eine systemische Therapie durchführen möchten, sollten von Angeboten für eine reine Beratung Abstand nehmen.

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    Quellenangaben

    1 Richter, Eva „Selbsthilfegruppen für Angehörige: Im Sog der Sucht“, In: Dtsch Arztebl 2000; 97(42): A-2753 / B-2344 / C-2082, https://www.aerzteblatt.de/archiv/24702/Selbsthilfegruppen-fuer-Angehoerige-Im-Sog-der-Sucht (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)

    2 Küstner, Udo et al. „Familientherapeutische und systemische Ansätze in der Suchtbehandlung“, In: PiD – Psychotherapie im Dialog, 2003, 4(2): 124-129, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, DOI: 10.1055/s-2003-39529, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2003-39529 (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)

    3 Bleckwedel, Jan „Systemische Therapie in Aktion“, 2015, S. 25, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=XEzMBAAAQBAJ&oi=fnd&pg=PP1&dq=methoden+systemische+therapie&ots=kYUQoBAeU1&sig=QXxp6L6Xl4ATemSSu1czsKFA9SA#v=onepage&q=methoden%20systemische%20therapie&f=false (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)

    4 Gemeinsamer Bundesausschuss „Systemische Therapie für Erwachsene als weiteres Richtlinienverfahren aufgenommen“, Pressemitteilung, Berlin, 22.11.2019, https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/826/ (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)

    5 Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. (DGSF) „Systemische Therapie kann ab sofort mit den Krankenkassen abgerechnet werden“, 13.08.2020, https://www.dgsf.org/aktuell/news/verguetung-systemischer-therapie-festgelegt-start-am-1-juli (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)

     

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