Was ist eine systemische Suchttherapie?
Die systemische Suchttherapie betrachtet den Menschen nicht nur als für sich stehendes Individuum, sondern im Spannungsfeld der für ihn prägenden Beziehungen, also in seinem sozialen System. Früher wurde die systemische Therapie mit der Familientherapie gleichgesetzt, heute handelt es sich um ein eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren.
Erkrankungsursache konfliktreiche Beziehungen – Die Grundidee ist die, dass psychische Erkrankungen als Ergebnis von konfliktreichen (familiären) Beziehungen entstehen können. Werden diese Beziehungskonflikte gelöst oder aufgearbeitet, kann sich dies auch auf die psychische Erkrankung positiv auswirken.
Individuum als Teil eines größeren Systems – Sucht ist im Sinne der systemischen Therapie also einerseits das Ergebnis der individuellen Entwicklung eines Menschen, andererseits Ausdruck des familiären und sozialen Kontexts, da dieser die Entwicklung mitgeprägt hat. Gleichzeitig wird von der Annahme ausgegangen, dass Veränderungen innerhalb des Systems (Familie, Freundeskreis etc.) nicht nur das Individuum, sondern sämtliche Mitglieder des Systems beeinflussen. Deshalb werden Freunde, Familienmitglieder, Partner und weitere Personen bei der systemischen Therapie von Suchterkrankungen häufig einbezogen.
Suchterkrankungen sind durch die Abhängigkeit von bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen geprägt. Unterschieden wird in stoffgebundene und nicht stoffgebundene Süchte. Zu den stoffgebundenen Suchterkrankungen gehören
Die Suchterkrankung eines Menschen betrifft nicht nur ihn allein. Auch Angehörige können durch die Erkrankung stark beeinträchtigt werden. Oftmals drohen sie, selbst krank zu werden1. Gleichzeitig können Angehörige mit ihrem Verhalten bewusst und unbewusst die Suchterkrankung fördern2. Das funktioniert auf direktem Wege (etwa durch das Erfinden von Ausreden) genauso wie auf indirektem Wege.
Die systemische Therapie für Erwachsene gehört neben psychoanalytisch begründeten Verfahren und der Verhaltenstherapie seit November 2019 zu den sogenannten Richtlinienverfahren4. Patienten können sich mit dieser Form der Psychotherapie bei ausgebildeten systemischen Therapeuten behandeln lassen. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse seit Juli 2020, allerdings nur bei ärztlichen und Psychologischen Psychotherapeuten mit Approbation5.